TITEL jungen Unternehmen vollzieht sich auf verschiedenen Wegen. Startups sind auf der einen Seite Kunden, die Logistikdienstleistungen benötigen. Vor Jahren sind die Grevener mit Za- lando gestartet. Auf der anderen Sei- te kooperiert Fiege mit Lieferanten und Partnern aus der Tech-Startup- Szene, die Expertise in der Robotik und Automatisierung haben oder Plattformmodelle entwickeln. „In diesen Ökosystemen sind wir aktiver Teil der Partnerschaft. Wir nutzen nicht nur fertige Produkte, sondern testen und entwickeln gemeinsam eine Lösung“, beschreibt Unterneh- mer Fiege. Dass es nicht immer funk- tioniert, gibt er auch zu: „Manchmal scheitert ein gemeinsames Vorhaben und dann muss man es auch eingestehen. Dann hilft nur, genau zu analysie- ren. Das haben wir auch aus unserem Engagement im Venture Capital-Be- reich gelernt. Als Venture-Investor muss man klare Ziele haben und klare Entscheidungen treffen.“ Gesucht und gefunden haben sich auch das Startup aiomatic, das mit KI- basierter Instandhaltungssoftware Industrieprozesse verbessern möchte, und der Mittelständler KSB, führender Hersteller von Pumpen und Armatu- ren. Diese zwei ungleichen Partner, die beide auf der Suche nach einer komplementären Lösung waren, haben es geschafft, gemeinsam erfolg- reich zu kooperieren. „Wir suchten nach einem Inves- tor, mit dem wir zusammenarbeiten können, um ge- gebenenfalls einen anderen Marktzugang zu bekommen und auch um von dessen Expertise zu profitieren“, sagt Lena Weirauch, Co-Gründerin des vor fünf Jahren gestarteten Startups. Der Maschi- nenbauer, der zwar über eine Lösung zur Überwa- chung seiner Pumpen verfügt, hielt nach einer Mög- lichkeit Ausschau, wie sich seine vorhandenen Kontrollmöglichkeiten auf andere Komponenten ausbauen ließen. Da aiomatic generalisierter unter- wegs und nicht auf ein Produkt spezialisiert ist, kam dem Unternehmen die Kooperation gerade recht. „Wir haben den Anspruch, möglichst viel selbst zu entwickeln. Wenn wir aber feststellen, dass wir in einem Bereich nicht über die Kernkompeten- zen verfügen, dann suchen wir andernorts die entsprechende Expertise“, beschreibt Thomas Paulus, Chief Digital Office von KSB, der zusätzlich auch erstmals in der über 150-jährigen Unternehmensgeschichte in das Startup investierte. Die Kooperation ist für beide eine Win-win-Situation. „Es war nicht immer einfach, zwei so unterschiedliche Kulturen zusammenzubringen, und wir mussten auch einige Gräben überwinden. In den Gesprächen haben wir jedoch schnell bemerkt, dass wir die gleiche Erwartungshaltung hatten“, sagt Lena Weirauch. Auch Thomas Paulus betont die schwierigen Momen- te, stellt jedoch die menschliche Komponente als wichtigsten Erfolgsfaktor in den Fokus. „Und die passte einfach“, so Paulus. Der Digitalexperte appel- liert an junge Tech-Gründende: „Habt einfach Mut, Corporates anzuspre- chen.“ Und Lena Weirauch empfiehlt: „Der übliche Investoren-Pitch funkti- oniert hier übrigens nicht. Mit der Vision, ein Unicorn zu werden, kann man ein Mittelstandsunternehmen nicht beeindrucken.“ Das Startup OPTIMAITE mit den Gründern Jamil Mounzer und Gabriela Dorzweiler und Lisa Kaup, Fraunhofer IEM (l.) Ein entscheidender Partner für eta- blierte Unternehmen können Start- ups auch beim Einstieg in KI-Techno- logien sein. Ganz gleich, um welche Prozesse es geht, junge Gründerin- nen und Gründer haben Lösungen, die den Mittelstand voranbringen können. Das Deep-Tech-Startup OPTIMAITE hat zum Beispiel lokal einsetzbare KI-Plattformen entwi- ckelt, die die Dokumentenverarbei- tung transformieren und dabei abso- lut datenschutzkonform arbeiten. Mit einer Lösung für das Rechtswe- sen ist das in diesem Jahr gegründe- te Startup bereits erfolgreich unter- wegs. „Erste Angebote gibt es be- reits, wir können uns jedoch weitere Anwendungen wie zum Beispiel den Einsatz von KI bei Rechtsfällen vorstellen“, sagt Gründer Jamil Mounzer. Die Industrie haben die Paderborner ebenfalls im Blick, noch in diesem Jahr soll eine entsprechende Plattform fertiggestellt werden. In dieser Branche sind noch sehr viele Daten nur in Papierform vorhanden. „Hier schlummert ein riesiges Potenzial, denn KI-gestützte Automatisierung kann Produktions- prozesse beschleunigen, die Effizienz steigern und Ausfallzeiten reduzieren“, so Mounzer. Auf Robotik setzt das gerade gegründete Startup Human Robotics GmbH, eine Technologie, die in den nächsten fünf Jahren die Welt gravierend ver- ändern wird, wie Frank Thelen, Tech-Investor und Gründer von Freigeist Capital, auf der Hinterland verkündet. Das sieht auch Shiar Hido so. Der Gründer des Mindener Startups ist optimistisch, dass sich in der Robotik in Deutschland nun endlich etwas bewegt. „Vielversprechend ist beispielsweise der deutsche Hersteller Neura Robo- tics, der kollaborative Roboter mit kognitiven Fähig- keiten entwickelt“, erklärt Hido, der davon über- zeugt ist, dass sich in den nächsten Jahren die Robotertechnologie mit Rasanz in vielen Bereichen durchsetzen wird. Das hat auch ihn motiviert, auf diesen Zug aufzuspringen. Zurzeit entwickelt das dreiköpfige Gründerteam eine Software-Plattform für Roboter, die mit spezifischen Sensoren ausge- stattet werden, je nachdem welche Anforderungen sie im Praxiseinsatz er- füllen müssen. Die gewonnenen Daten dienen als Grundlage für einen Lernalgorithmus, der dem Roboter beibringt, ähnliche Aufgaben selbst- ständig auszuführen. Shiar Hido geht davon aus, dass er bis zum Ende des Jahres mit einem ersten Produkt auf den Markt kommt. „Wir arbeiten an einer Gesamtlösung bestehend aus einem humanoiden Roboter inklusive Softwarelösung und Know-how. Dieses werden wir unseren Kunden zur Verfügung stellen und ihnen auch zeigen, wie sie selbst humanoide Robo- ter trainieren können“, blickt der Gründer mutig in die Zukunft. Mut ist auch für Dominik Gross das Wort des Tages. „Unsere Diskussionen und Gespräche auf der Hinterland of Things haben gezeigt, dass wir alles andere bereits haben. Jetzt ist die Zeit, unsere Lösungen umzusetzen und Deutschland wirtschaftlich – und auch gesellschaftlich – wieder stark zu machen. Am 18. Juni 2026 können wir uns auf der 8. Hinterland of Things Konferenz in die Augen schauen und ein gemeinsames Fazit ziehen, was wir wirklich bewegt haben!“ ❚ Wir haben unsere Turnschuhe verloren – und sind ganz schön aus der Form geraten. Jetzt gilt es, die Stärken und Chancen, die wir haben, tatsächlich wieder zu reclaimen. 26 markt & wirtschaft 7 / 2025 zurück