TITEL Entwicklung von Produkten ebenso wie für die Unternehmenskultur. Gerade die kulturelle Veränderung habe dazu geführt, dass sie heute so leistungsfähig seien, ist Tobias Werner über- zeugt. „Der kulturelle Wandel ist die größte Transformation unserer Geschichte und prägt den Alltag in vielen Bereichen. Abteilungs- übergreifende Zusammenarbeit ersetzt das alte Silo-Denken“, sagt Werner. Alle Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter entscheiden selbst, an welchen Projekten sie teilnehmen möchten. Jeder und jede kann sich mit eigenen Ideen einbringen und diese selbst umsetzen, dafür gibt es Freiräume. „Wir arbeiten operativ so sta- bil, dass wir uns Zeit nehmen können, neue Themen zu diskutieren und auszuprobieren“, so Werner. Die Bedeutung der Mitarbeitenden für den Er- folg ist tief im Unternehmen verankert. Der Leit- satz „Alles fängt mit den Menschen an“ bringt es auf den Punkt: Motivation und Leistungsbereit- schaft schaffen die Grundlage, um jede Heraus- forderung zu meistern. Deshalb wird viel Wert darauf gelegt, ein Klima zu schaffen, in dem sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohlfühlen und entfalten können. Technologisch hochwertige Spezialpro- dukte für die Erschließung neuer Märkte Wie sich diese Unternehmenskultur auch auf das Portfolio und die Leistungsfähigkeit aus- zahlt, zeigt ein Blick auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre. Neben Standardrohren ent- 18 markt & wirtschaft 10 / 2025 standen technologisch anspruchsvolle Spezial- produkte, mit denen sich neue Märkte erschlie- ßen lassen. Dazu gehört zum Beispiel die Zyklontechnologie, die Schwebestoffe physika- lisch abscheidet. Als wegweisend gilt auch die Entwicklung einer Maschine, die Rohrenden präzise „umbördelt“. Statt Rohre auf der Baustelle mit Hammer und Säge anzupassen, sorgt die Maschine für saube- re Abschlüsse. Zwei Rohre können so optimal mit einem Spannring verbunden werden. Diese Bördelmaschine vermietet JACOB weltweit an Kunden – und erweitert damit das Serviceange- bot bis in die Montage hinein. Auch die Liefer- performance hat sich deutlich verbessert: Die Zuverlässigkeit liegt inzwischen bei 99 Prozent. Zukunftsweisend ist zudem ein Augmented- Reality-Tool, das Rohrleitungen virtuell in den Raum projiziert. Kunden planen damit live vor Ort die Verlegung, generieren Stücklisten und be- stellen das Material direkt. Aktuell befindet sich die Lösung im Prototyping, mit Hochdruck wird an der Marktreife gearbeitet. Neue Ideen entstehen in Porta Westfalica nicht nur im Labor, sondern auch bei Rundgängen durch den Betrieb. Mitarbeitende, Kunden, Dienstleister und externe Experten suchen ge- meinsam nach Lösungen – oft mit überraschen- den Ergebnissen. „In so einem Klima ist es einfacher, im Team Dinge anders zu denken“, weiß Tobias Werner aus Erfahrung. Was so ein Gang bewirken kann, zeigt sich zum Beispiel bei dem mittlerweile in der Übergabephase befindlichen Projekt zur Automatisierung des Kleinteilelagers. Schon länger suchten die Rohrspezialisten nach einer Lösung zur Optimierung des Warenflusses. Das junge Unternehmen Cellgo, Spezialist für die einfache Lagerautomatisierung für Kleinteile, hatte Werner auf einer Startup-Veranstaltung kennengelernt. Als die Gründer in Porta West- falica zu Besuch waren, stand das Problem feh- lender Lagerfläche im Raum. Die bisherige Flä- che sollte für eine Maschine geräumt werden. „Das Erstaunliche ist, während des Gesprächs ist die Idee für die Lösung entstanden – eine Idee, die wir vorher überhaupt nicht auf dem Schirm hatten“, zeigt sich Werner begeistert. Das Lager wurde in einem vorhandenen Zwi- schengeschoss eingerichtet und befindet sich nun oben, während die Produktion eine Ebene tiefer erfolgt. „Das ist eine Lösung, die in der Form einmalig ist. Dieses Projekt zeigt, wie durch externe Impulse und die Einbeziehung des Teams Themen neu gedacht und zum Er- folg geführt werden können“, so der Business- Transformation-Manager. Das ist längst nicht alles. Momentan laufen ver- schiedene Pilotprojekte mit anderen Startups, die unterschiedliche Bereiche im Blick haben. So hat das Startup Logistikbude einen Piloten ent- wickelt, der mehr Transparenz im Palettentrans- port schaffen soll. Es geht hier um Ladungsträ- ger-Tracking, das mit Bluetooth-Sensoren und Shopware-Gateway ausgestattet ist und zurzeit von den Mitarbeitern getestet wird. An einer Lösung zur Reduktion des Energiever- brauchs arbeitet JACOB mit dem Startup NOVO AI zusammen. Die Gründer haben einen Sensor entwickelt, der anhand von Schwingungen den Zustand der Maschine und der Werkzeuge ana- lysiert sowie die Zahl der produzierten Teile mit- teilt. „Je nach Situation der Maschine ändern sich die Stromaufnahme und die Geräuschfre- quenz. Mithilfe der KI erhält man ein genaues Muster, sodass wir mit einer Genauigkeit von 95 Prozent auch den Stromverbrauch der Maschine messen können. Alle Daten bekommen wir auf- bereitet ins Dashboard geliefert, das in Echtzeit meldet, ob der Verbrauch zu hoch ist oder Werk- zeuge gewartet werden müssen“, sagt Tobias Werner. Gemeinsam experimentieren und darüber diskutieren, ist etwas Positives Selbstverständlich gelangt auch beim Rohrspe- zialisten nicht jede Idee in die Umsetzung, nicht jedes Pilotprojekt führt zum Erfolg. Doch das gilt nicht als Scheitern. Gemeinsam experimentie- ren, darüber diskutieren und machen sei an sich etwas Positives, ist Tobias Werner überzeugt. „Jeder Mensch lernt vom Experimentieren und vom Machen. Es muss nicht immer jede Idee ausgereift vorhanden sein, bevor man handelt. In Deutschland wird zu oft im Vorfeld gerechnet, um den Ausgang des Versuchs genau vor Augen zu haben, statt einfach auszuprobieren. Denn genau daraus lernt man“, so Werner. Bei JACOB ist dieser Ansatz längst Alltag. Beste- hendes wird hinterfragt, unbekannte Wege wer- den ausprobiert, neue Lösungen entstehen. Kunden profitieren davon. „Neue Aufträge, die komplex und schwierig erscheinen, gehen wir grundsätzlich offen an. Sie motivieren uns, diese besondere Herausforderung zu meistern“, sagt Tobias Werner entschlossen. Er ist überzeugt: „Wir werden uns auch weiterhin außerhalb un- serer klassischen Denkstrukturen bewegen und uns die Frage stellen, wo wir besser werden kön- nen, ohne gleichzeitig in Änderungswahn zu verfallen. Was funktioniert, bleibt. Was Potenzial hat, entwickeln wir weiter.“ ❚ Zum Gewerbegebiet 23 49696 Molbergen www.stahlhallen-janneck.deWIR SPIELEN FÜR SIE EINE TRAGENDE ROLLE Raker, Molbergen