KREISLAUFWIRTSCHAFT REMANUFACTURING Wie KI Kreislaufwirtschaft am Laufen hält Wenn der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen in seinem Bielefelder Werk gebrauchte Lkw-Kupplun- gen aufbereitet, werden seit vielen Jahren zwischen 85 und 98 Prozent der Teile wiederverwertet. Mit einem KI-gestützten Verfahren der Firma CircoVision geht das seit einiger Zeit noch effizienter. Remanufacturing verursacht bis zu 90 Prozent weniger CO2-Emissionen als bei der Neuteile- produktion. Unentwegt fördert das Band die gebrauchten, aber frisch gerei- nigten Torsionsfedern an der Kamera vorbei. In rötlich schimmern- dem Licht checkt das System mögliche Abnutzungen. Das dauert nur Bruchteile von Sekunden. Schon verlassen die kompakten Bauteile in Reih und Glied den Überprüfungsraum und purzeln klackend in bereitstehende Boxen – sortiert nach „wiederverwertbar“ und „Schrott“. Früher muss- ten erfahrene Arbeiter die stählernen Federn in Augenschein nehmen und möglichst schnell ent- scheiden, welche weiter ihren anspruchsvollen Dienst tun dürfen in der Kupplung eines moder- nen Lkw-Antriebstrangs. Heute erledigt das ein intelligentes System der Firma CircoVision. Mittels Künstlicher Intelligenz (KI) ist das Erfah- rungswissen der Arbeiter in die Entwicklung der Maschine eingeflossen. Statt den ganzen Tag die sehr unterschiedlich ausfallenden Gebrauchsspu- ren der Federn zu untersuchen und die Altteile entsprechend zu sortieren, überwachen sie nun den automatischen Prozess, nehmen Stichproben und rüsten die Maschine um, wenn eine neue Sorte Federn geprüft werden soll. ZF-Werkleiter Jörg Witthöft: „Alle Beteiligte sind zufrie- den mit der veränderten Situation, denn die neue Art des Qualitäts- checks ist nicht nur weniger eintönig, sondern auch schneller und sorgt für eine gleichbleibend hohe Qualität.“ Und auf die ist ZF Friedrichshafen angewiesen, weil sich die Kunden des Automobil- zulieferers nur mit perfekt arbeitenden Torsionsfedern darauf ver- lassen können, dass die Kupplungen des Hauses Hunderttausende von Kilometern zuverlässig funktionieren. unserer Herangehensweise besteht nicht nur in der hohen Quali- tät der Checks, sondern auch darin, dass es immer schwieriger wird, Mitarbeiter zu finden, die es genauso gut können wie eine KI – Stichwort: Fachkräftemangel.“ Gemeinsam mit Prof. Dr. Hans Brandt-Pook vom Institute for Data Science Solutions (IDaS) der Hochschule Bielefeld löste er einen it’s OWL- Transfergutschein ein, und das Duo schrieb einen wissenschaftlichen Artikel, um die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Projekt in generalisierter Form für die Forschung zu sichern. Der Wert des Vorhabens ist unter anderem darin zu sehen, dass KI in diesem Fall auf kosteneffiziente Weise hilft, eine Kreislaufwirtschaft am Laufen zu halten – und dass dies bei weiterer Erforschung womög- lich in der Industrie Nachahmer findet. Tatsächlich ist bei ZF in Bielefeld fast alles auf Nachhaltigkeit und Schonung von Ressourcen ausgelegt. Seit 1963 sammelt das Werk gebrauch- te Lkw-Kupplungen unterschiedlicher Hersteller wie DAF, Mercedes-Benz, Renault, Scania und Vol- vo, zerlegt diese in ihre Einzelteile und produziert daraus wieder neue Kupplungen. Mit ca. 60 Prozent Weltmarktanteil ist ZF führend in diesem Segment. Pro Jahr landen in Bielefeld gebrauchte Kupp- lungen mit einem Gesamtgewicht von 10.000 Tonnen. Das Fach- wort für alles, was dann im Werk folgt, heißt Remanufacturing. Eine Kupplung durchläuft im Schnitt bis zu vier Lebenszyklen. Die fertigen Kupplungen entsprechen am Ende der Aufbereitung dem aktuellen Stand der Technik und sind somit oft sogar besser als das Ursprungsprodukt, Gewährleistung inklusive. „Die Quote der Wiederverwertung des Ausgangsmaterials liegt zwischen 85 und 98 Prozent“, berichtet Werkleiter Witthöft. Damit nicht genug: Im Vergleich zur Herstellung einer Kupplung aus Neuteilen spart das Remanufacturing 80 bis 90 Prozent an Rohstoffen, Energie und CO2-Emissionen. Wiederverwertet werden bei ZF nicht nur die mittels KI gecheck- ten Torsionsfedern, die dafür sorgen, dass eine Lkw-Kupplung den Kraftschluss zum Getriebe materialschonend und spritspa- rend schafft. Auch Gehäuse, Druckplatte und Schwungscheibe kommen, frisch aufbereitet, erneut zum Einsatz. Für dieses Kon- zept ist das Unternehmen mehrfach ausgezeichnet worden: Im vergangenen Jahr errang ZF den Stevie-Award in Gold in der Kategorie „Wiederwertung und Recycling“ und den Sieg beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis für 2024 – ein Erfolg, den das Unternehmen ein Jahr später wiederholte. Zuvor hatte sich das Werk für seine Kreislaufwirtschaft vom Innovation Institute des Circular-Economy-Pioniers Michael Braungart bereits Cradle-to- cradle-zertifizieren lassen. ❚ Wilhelm Klat, Geschäftsführer von CircoVision und Forschungs- partner der Hochschule Bielefeld (HSBI), hat das Prüfsystemsys- tem für ZF realisiert. Zum Einsatz kam „Caffe“, eine KI-Architektur, die an der University of California in Berkeley entwickelt und von Meta weiterbearbeitet und als Open-Source-Angebot der Allge- meinheit zur Verfügung gestellt wurde. Innerhalb dieser KI-Archi- tektur wurden die optischen Geräte trainiert, bis ihre Arbeit das Niveau der erfahrenen Mitarbeiter erreichte. Nachdem das System bei ZF gut funktionierte, fiel dem Diplom- informatiker Klat auf, dass es zum Thema Qualitätstests mittels maschinell angelernter optischer Geräte keine wissenschaftliche Veröffentlichung gab. „Das ist schade gewesen, denn der Vorteil Hallenkonstruktionen mit Holzleimbinder F-30 B Typen o. angepasst mit Dacheindeckung + Rinnenanlage, prüffähiger Statik, mit + ohne Montage. Absolut preiswert! Reithallentypen 20 / 40 m + 20 / 60 m besonders preiswert! *1000-fach bewährt, montagefreundlich, feuerhemmend F-30 B Timmermann GmbH – Hallenbau & Holzleimbau 59174 Kamen Tel. 02307-941940 Fax 02307-40308 www.hallenbau-timmermann.de E-Mail: info@hallenbau-timmermann.de Typ Piaffe 40 markt & wirtschaft 6 / 2025 zurück